Biologie-Unterricht: Suche nach der Wildkatze


Mitte März 2012 begab sich die Klasse 10a des Hohenstaufen-Gymnasiums zusammen mit ihrer Biologielehrerin Edit Spielmann, dem Umweltbeauftragten der Stadt Eberbach, Klemens Bernecker, und Sabine Jatschke vom Bund Naturschutz Bayern in den Eberbacher Wald, um nach Hinweisen auf die Wiederbesiedlung des Odenwaldes durch die europäische Wildkatze zu suchen.

Zunächst präsentierte Sabine Jatschke den Schülern dafür einen kleinen Vortrag über die Waldkatze. Diese wurde früher aufgrund ihres Fells in Deutschland gejagt. Obwohl sie ab 1934 unter Artenschutz stand, wurde sie in Deutschland fast vollständig ausgerottet. Nur an einzelnen Stellen von Harz und Eifel konnte sie in isolierten Kleingruppen überleben. Die letzte frei lebende Wildkatze im Odenwald wurde am 8. November 1921 in Eberbach im Distrikt Kreuzberg geschossen. Allgemein ähnelt die europäische Wildkatze unseren Hauskatzen. Sie hat aber ein typisches rot-braun verwaschenes Tigerfell mit einigen charakteristischen, schwarzen Streifen am Schwanzende. Wie jedes andere Wildtier ist sie sehr scheu und meidet die Menschennähe.

Nach erfolgreichen Wiedereinsiedlungsversuchen, wie zum Beispiel am Spessart und im Steigerwald, sollte nun auch in Eberbach kontrolliert werden, ob die Wildkatze dort wieder heimisch geworden ist. Immerhin hat sie es bereits geschafft, nach Baden-Württemberg zurückzukehren. Wahrscheinlich ist sie aus den Vogesen oder dem Bienenwald bei Karlsruhe zugewandert.

Für die Suchaktion wurden die 29 Schüler der forschenden Klasse in Gruppen aufgeteilt. Sie sollten im FFH-Wald „Itterberg“ Lockstöcke in den Boden setzen. Zunächst suchten deshalb alle einen gemeinsamen Startpunkt, der etwas verwildert und abseits von jeglichen Straßen und Häusern lag. Dort bereiteten die fünf Gruppen dann ihre Lockstäbe vor, indem sie diese beschrifteten und abflammten, um eigene Haare oder die von Haustieren, die sich möglicherweise an den Stöcken befunden haben könnten, zu entfernen. Anschließend wurde das Holz aufgeraut, damit es den Lockstoff später besser aufnehmen konnte. Bevor die Gruppen dann einen endgültigen Ort zum Platzieren suchten, hackten sie die Holzstäbe noch an, damit Haare von Wildtieren, die sich dort reiben, haften bleiben würden. Die Gruppen zeichneten die Standorte ihrer Stäbe in einer Karte ein und ermittelten mittels GPS-Gerät die genauen Koordinaten. Erst am Ende wurde die Baldriantinktur, die als Lockmittel fungiert, aufgesprüht.

Ob die Suche wirklich erfolgreich gewesen ist, und es auch im Odenwald endlich wieder Wildkatzen gibt, bleibt allerdings noch abzuwarten. Denn über Ostern blieben die Lockstäbe nun im Wald, wo fleißige Schüler und Lehrer kontrollierten, ob die aufgebaute Fotofalle einen Glücksschuss gemacht hat, oder, ob Haare von Katzen, die sich gerne an den präparierten Lockstäben reiben, daran hafteten. Diese mussten dann sorgsam abgesammelt werden und in einem Filterpapier mit Gelpolster, welches die Feuchtigkeit entziehen sollte, zu einer genetischen Untersuchung ins Labor des Senckenberg Institut nach Frankfurt geschickt werden. Dort wird nun die Herkunft des Haares genau geklärt. Bis zum Testergebnis können aber noch einige Wochen vergehen.

Vielleicht hat man schon bald den Beweis, dass es wieder Wildkatzen in Eberbach gibt. Aber auch dann bleiben die seltenen Waldbewohner gefährdet, denn Straßen und Abholzung zerstören ihren Lebensraum. Ebenso problematisch ist der isolierte Genpool, der die Tiere anfällig für genetische Fehler und Krankheiten macht. Auch die genetische Vermischung mit Hauskatzen nimmt zu, sodass es vielleicht reinrassige Wildkatzen bald nur noch hinter Gittern geben wird. Deshalb ist es wichtig Naturschützer wie Jatschke und den Bund Naturschutz Bayern zu unterstützen, damit auch Wildkorridore gebaut werden können, die den scheuen Waldkatzen ein langzeitiges Überleben gewähren könnten.

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(Fotos: p.)

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