Besuch eines weltbekannten Mathematikers und Informatikers am Hohenstaufen-Gymnasium


Am Mittwoch, den 17.09.2025, erhielt das Hohenstaufen-Gymnasium besonderen Besuch: Der renommierte Mathematiker und Informatiker und Turing-Award-Preisträger Dr. Leslie Lamport war zu Gast und hielt in der Aula einen Vortrag für die Leistungskurse der Oberstufe im Fach Mathematik. 

Die stellvertretende Schulleiterin Anne Schmehling stellte den prominenten Gast kurz vor und betonte seine Bedeutung für die moderne Informatik: Seine Forschungsarbeiten hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass komplexe Computersysteme heute zuverlässig zusammenarbeiten können – selbst über große Entfernungen hinweg. Es sei eine große Ehre, einen derart bedeutenden Wissenschaftler am HSG willkommen zu heißen. 

Dr. Lamport, der mit 84 Jahren noch immer mit Leidenschaft für Forschung und Lehre begeistert, begann seinen Vortrag mit einer anschaulichen Einführung in zwei mathematische Beispiele. Anhand dieser Beispiele erläuterte er, wie präzises Denken und sprachliche Genauigkeit in der Mathematik und Informatik untrennbar miteinander verbunden sind. Er zeigte den Schülerinnen und Schülern, dass ein Beweis, der auf den ersten Blick plausibel wirkt, dennoch falsch sein kann – und wie entscheidend sauberes Argumentieren für wissenschaftliches Arbeiten ist. 

Er berichtete zudem von einem früheren Auftrag, bei dem er gebeten wurde, einen Beweis in seiner eigenen, besonders klaren Schreibweise zu formulieren. Dabei stellte sich heraus, dass die ursprüngliche Argumentation fehlerhaft war. Diese Erfahrung nutzte er als Gelegenheit, den Jugendlichen vor Augen zu führen, wie wichtig präzise Formulierungen für das Verständnis komplexer Sachverhalte sind. Humorvoll bemerkte er: „Ich hätte den Turing Award nicht bekommen, wenn meine Algorithmen falsch gewesen wären – und auch nicht, wenn ich sie nie veröffentlicht hätte.“ 

Lamport erzählte außerdem, dass viele seiner Ideen aus Beobachtungen des Alltags hervorgegangen seien. Ein Beispiel sei der bekannte „Bakery Algorithmus“, inspiriert durch eine Warteschlange in einer Bäckerei. Solche scheinbar kleinen Beobachtungen hätten sich als Ideenquelle für grundlegende Prinzipien moderner Informatik erwiesen. 

Im weiteren Verlauf sprach er über die Natur wissenschaftlicher Entdeckungen. Es gebe, so Lamport, für nahezu jedes ausreichend erforschte Problem eine klare Lösung, auch wenn der Weg dorthin oft steinig sei. Neben Wissen und Fleiß gehörten auch Glück und ein gutes Gespür für neue Fragen dazu. Wichtig sei es, die Begeisterung für das Denken selbst zu bewahren – nicht nur mit Blick auf spätere Berufschancen. Niemand könne heute wissen, welches Wissen in zwanzig Jahren entscheidend sein werde. 

Rund 40 Schülerinnen und Schüler der Kursstufe folgten dem englischen Vortrag aufmerksam und zeigten sich beeindruckt von der Klarheit und Leidenschaft des Referenten. Im Anschluss nutzten sie die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Auf die Frage, welche Erfindung die Zukunft wohl prägen werde, antwortete Lamport schmunzelnd, dass auch er das nicht vorhersehen könne. 

Zum Abschluss überreichte Lehrer Philipp Hauke als kleines Dankeschön ein besonderes Geschenk: seine eigene Masterarbeit, die er mit dem von Dr. Lamport entwickelten Textsatzprogramm LaTeX verfasst hatte – ein Zeichen der Wertschätzung für dessen nachhaltigen Einfluss auf Forschung und Lehre.

(Philipp Hauke)

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