Fields-Preisträger Prof. Dr. Martin Hairer am HSG


DSC08588Proppenvoll ist die Aula des Hohenstaufen-Gymnasiums am Mittwochmorgen. Wieder einmal ist es Mathe-Lehrer Dr. Matthias Hauck gelungen, eine absolute Koryphäe seines Fachs nach Eberbach zu holen. Oberstufenschüler und Lehrer warten gespannt auf Professor Dr. Martin Hairer, den Hauck als „einen der größten Mathematiker unserer Zeit“ ankündigt. Hairer ist Teilnehmer des in diesen Tagen in Heidelberg stattfindenden Laureate-Forums, das, wie Schulleiterin Anja Katzner in ihren Begrüßungsworten zitiert, als „internationales Gipfeltreffen der hellsten Köpfe aus Mathematik und Computerwissenschaften“ gilt. Ziel des Forums sei es, den Austausch zwischen der mathematischen Weltelite und talentierten Nachwuchswissenschaftlern zu fördern, so Katzner. Außerdem stehen Besuche von Schulen auf dem Programm, bei denen die Spitzenforscher den Schülern ganz ungewohnte Einblicke in ihr Fach gewähren..

Matthias Hauck stellt das Spezialgebiet des Professors vor, der zurzeit am Imperial College London lehrt: stochastische Differentialgleichungen. Ein Teil der anwesenden Schülerinnen und Schüler hat von derlei Gleichungen schon im Unterricht gehört. Was es mit der Stochastik im Einzelnen auf sich hat, das zu erklären überlässt der Mathe-Lehrer aber gern dem Spezialisten. Hauck nennt ein paar der zahlreichen Preise, mit denen Hairer bislang für seine Arbeit ausgezeichnet wurde. Den bisherigen Höhepunkt macht dabei wohl die Verleihung der Fields-Medaille im Jahr 2014 aus, die – vergleichbar dem Nobelpreis in anderen Fachgebieten – als höchste Auszeichnung in der Mathematik gilt.

Dann hat der Professor das Wort. „Wahrscheinlichkeitstheorie ist mein Fachgebiet“, erfahren die Schüler. Von objektiver und subjektiver Wahrscheinlichkeit ist im Folgenden die Rede. Davon, dass Wahrscheinlichkeit nicht messbar sei wie etwa Temperatur, und dass es mehrere Arten von Wahrscheinlichkeit gebe. An ein paar Beispielen macht Hairer deutlich, dass bei der Anwendung mathematischer Modelle auf unterschiedliche Gegebenheiten Vorsicht geboten sei. Gelte es doch bei der Berechnung von Wahrscheinlichkeiten neben den reinen Zahlen auch andere Faktoren mit zu berücksichtigen.

Anschließend will er seinen Zuhörern ein paar Eindrücke davon vermitteln, „was für eine Art von Mathematik Mathematiker an der Uni machen“. Da gehe es weniger ums Rechnen, betont der Wissenschaftler. Der Mathematiker sei vielmehr daran interessiert, neue Ideen zu entwickeln, komplizierte Probleme zu lösen und dafür Rezepte zu suchen. So verbrächten Mathematiker zum Beispiel viel Zeit mit der Frage, was „unendlich klein“ oder „unendlich groß“ bedeute und wie man unendliche Größen miteinander vergleichen könne. „Gibt es gleich viele ganze Zahlen und gerade Zahlen, obwohl beide unendlich sind?“ Eine Frage, die zu lebhafter Diskussion zwischen dem Referenten und seinem Publikum anregt.

Der Gong ertönt. Wie im Flug ist die Stunde mit dem „ganz anderen Einblick in die Mathematik“ vergangen. „Das war schon interessant, mal zu hören, womit Mathematiker sich so beschäftigen“, sagen zwei Schülerinnen beim Verlassen der Aula. Ein Mitschüler verschafft sich noch eine Privataudienz beim Mathe-Prof. „Steckt Mathematik in der Natur drin oder ist sie ein Mittel, das wir Menschen benutzen, um sie zu erklären“, möchte Zwölftklässler Paul Danckwardt wissen. „Falls man die Natur verstehen kann, dann sicher nicht ohne die Mathematik“, lautet Hairers diplomatische Antwort.

 

Barbara Nolten-Casado, 25.September 2019

 

 

Das könnte Sie auch interessieren:

Comments are closed here.