Befreiende Schreie, lauter Gesang – Theaterbesuch der Kursstufe 1 und 2


Im Rahmen der Kooperation mit dem Theater Heidelberg besuchten die Schülerinnen und Schüler der Deutsch- Leistungskurse aus der Kursstufe 1 und 2 mit ihren Lehrkräften am Donnerstag, den 25.01.2024 die Heidelberger Inszenierung des Dramas „Dantons Tod“, verfasst von Georg Büchner. Da zuvor im Unterricht Büchner im Zusammenhang mit seinem Werk „Woyzeck“ ausführlich behandelt wurde, war es wohl für alle interessant, die Überzeugungen, Ansichten und Meinungen Büchners auch in einem seiner anderen Werke beobachten zu können.

Das Drama „Dantons Tod“ wurde im Jahr 1835 verfasst und spielt vor dem historischen Kontext der Französischen Revolution und deren Motto: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Büchner konzentriert sich in seinem Werk allerdings nicht auf die triumphalen Errungenschaften, die während der Revolution erreicht werden konnten, sondern stellt in seinem Drama vor allem die negative und repressive Seite der Revolution dar. So beschreibt er in seinem Werk unter anderem den Terror der Guillotine und das durch die offensichtlich gescheiterte Revolution in Trümmern liegende Europa. 

Vor dieser Szenerie spielt auch die modernisierte Inszenierung des Heidelberger Regisseurs Stephan Kimmig. Geprägt von befreiendem Schreien, lautem Gesang und hysterischen Dialogen wird das Stück eröffnet. So steht direkt zu Beginn die lebensfrohe und teils pathetische Stimmung der Dantonisten, einer gemäßigten Gruppierung der Französischen Revolution rund um den Protagonisten Danton, die die Schreckensherrschaft Robespierres beenden wollen, im Mittelpunkt. Dem gegenüber stehen die Jakobiner, eine illiberal und dogmatisch eingestellte Gruppierung rund um den herrschenden Revolutionär Robespierre, die sich ihre, laut ihnen „hoch legitimierte“ Herrschaft natürlich nicht von den Dantonisten nehmen lassen wollen. Diese gänzlich antagonistische Darstellung zweier in sich radikal entgegengesetzter Gruppierungen fiel auch besonders durch die optisch vollkommen unterschiedliche Kostümierung auf. So trugen die Dantonisten in der Heidelberger Inszenierung Kleider, die mit Bildern der Revolution bedruckt waren, während die Gruppierung der Jakobiner überwiegend in vollkommen weißer Kleidung auftrat. Die Gesamtheit all dieser Komponenten führt schlussendlich zu der deutlichen Darstellung der gesellschaftlichen Kluft durch die gänzlich unterschiedlichen Zielsetzungen während der Französischen Revolution, die im gesamten Dramenverlauf von bedeutender Rolle sind. Dass die einzelnen Figuren sich genau dadurch selbst in ihrer Persönlichkeit verlieren und sich schlussendlich nur noch über ihre Gruppenzugehörigkeit definieren zu können scheinen, fällt vor allem in der letzten Szene, der Hinrichtungsszene, auf, in welcher die einzelnen Figuren als Gruppe immer mehr zusammenwachsen, je mehr sie in ihrer repressiven und terroristischen Gefangenschaft selbst zu zerfallen scheinen.

Kimmig legt in seiner Inszenierung den Fokus also ganz eindeutig auf die Binnensicht der einzelnen Charaktere sowie deren Überzeugungen und weniger auf die historische Korrektheit. Trotzdem wird während des Handlungsverlaufs das Motto der Französischen Revolution: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, welches bis heute unser Verständnis europäischer Demokratie prägt, nicht vernachlässigt, sondern eher anhand der negativen Auswirkungen, die dessen Umsetzung auf einzelne Individuen hatte, in Frage gestellt. 

Dies regte uns wohl alle zum Nachdenken an und erinnerte uns daran, dass die Frage, wie man mit menschlichem und politischem Scheitern umgeht, wenn man weiß, dass dieses in eine schlechtere Welt voller Repression und Nationalismus führt, auch heute noch aktuell ist und dies wahrscheinlich auch immer sein wird.

Laura Schwarz 

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