Salvete discipuli discipulaeque, salvete parentes!
Liebe Schüler und Schülerinnen, liebe Eltern der Klassenstufe 5!
Willkommen in der Welt der lateinischen Sprache, in der Welt von Asterix und Cäsar, der Gladiatorenkämpfe und Wagenrennen, der Kaiser und Sklaven, der Götter und Helden und natürlich auch der Familien mit Kindern vor 2000 Jahren – eine Welt voller spannender Geschichten, die bis heute nachwirken.
Latein – die Sprache
Latein ist nicht tot, sondern lebt in vielen Sprachen Europas weiter, in den so genannten „romanischen“ Sprachen (Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Italienisch und Rumänisch). Latein bildet damit den Schlüssel zu den westlichen Weltsprachen. Das liegt daran, dass die Römer vor 2000 Jahren ganz Europa beherrscht haben. Auch für das Englische und das Deutsche ist die lateinische Sprache eine wichtige Quelle gewesen, wie du heute noch an vielen Fremdwörtern, die du täglich benutzt, sehen kannst. Computer kommt vom lateinischen computare („zusammenrechnen“), deine heiß ersehnten Ferien stammen vom lateinischen feriae („Feiertage“) ab und das Fenster leitet sich vom lateinischen fenestra her.
Latein – der Unterricht
Du solltest wissen, dass der komplette Lateinunterricht von Klasse 6 bis zum Abitur auf Deutsch stattfindet. Sowohl die Erklärungen deines Lehrers als auch deine eigenen Beiträge werden in deutscher Sprache formuliert, so dass Verständnisschwierigkeiten und Missverständnisse ausgeschlossen sind. Du kannst deine Gedanken und Ideen immer frei und ohne Umweg in deiner eigenen Sprache äußern.
Insgesamt läuft der Lateinunterricht etwas ruhiger ab als der Unterricht, den du von den modernen Fremdsprachen kennst. Das liegt daran, dass viele Dinge, die eine gesprochene Sprache ausmachen, bei uns wegfallen: Wir müssen keine Aussprache üben, wir brauchen kein Hörverständnis, und da du nicht auf Lateinisch sprechen oder schreiben musst, fallen auch keine Diktate oder das Verfassen eigener Texte an. Somit ist auch die Anzahl der zu lernenden Vokabeln deutlich geringer (ca. 300 in Klasse 6) als in den modernen Fremdsprachen. Du beschäftigst dich hauptsächlich mit lateinischen Texten, die du mit Hilfe deines Lehrers und deiner Mitschüler ins Deutsche übersetzt. Die dafür nötigen Vokabeln lernst du in kleinen Portionen zuhause, die erforderliche Grammatik wird im Unterricht erklärt und eingeübt. Dabei schauen wir wie gute Detektive allerdings ganz genau hin: auf Formen oder auf Endungen und spüren scharfsinnig Übereinstimmungen auf, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind.
Aber auch andere Themen kommen im Lateinunterricht zur Sprache: Wir begleiten im Anfangsunterricht eine römische Familie mit Kindern in deinem Alter durch ihren Alltag, erleben einen Besuch im Circus Maximus, einen Todesfall in den Thermen, einen Juwelendiebstahl, einen Piratenangriff und eine Entführung mit, bevor sich alles wieder zum Guten wendet. Später wirst du vieles über die alten Sagen, die unserer Kultur zugrunde liegen, erfahren. Einige kennst du vielleicht schon, wie die Geschichte vom Trojanischen Pferd, die Irrfahrten des Odysseus oder die Sage der ausgesetzten Zwillinge Romulus und Remus, die nur mit Hilfe einer Wölfin überlebten und später die Stadt Rom gründeten. Doch auch die großen Persönlichkeiten, die mit ihrem Mut und ihren waghalsigen Ideen den Werdegang Europas geprägt haben, stellen sich uns vor: Alexander der Große, der mit nur 30 Jahren ein Weltreich geschaffen hat; Hannibal, der mit 40 Elefanten über die Alpen zog, um Rom anzugreifen; Cäsar, der Gallien eroberte und damit den Grundstein für die Entstehung des heutigen Frankreichs legte; Kleopatra, die sich in einen Teppich wickelte und heimlich zu Cäsar bringen ließ; Arminius, der im Teutoburger Wald die Römer in eine Falle lockte und mit seinem Sieg die Freiheit der Germanen bewahrte und Kaiser Augustus fast in den Wahnsinn trieb.
Immer wieder streifen wir im Laufe der Zeit aber auch ernstere Themen wie Sklaverei und Menschenrechte, Demokratie und Tyrannei, der Einzelne und die Gesellschaft, Religion und Philosophie, so dass du am Ende deiner Lateinlaufbahn über eine breite Allgemeinbildung verfügst und überall mitreden kannst.
Und weil man nicht nur im Klassenzimmer lernen kann, kannst du dich auf eine dreitägige Exkursion nach Trier in Klasse 9 und eine Studienfahrt nach Rom in Klasse 11 freuen.
Latein – die Voraussetzungen
Um dir die Entscheidung zu erleichtern, kannst du auch vielleicht darüber nachdenken, wie du früher gespielt hast und vielleicht heute noch spielst: Bist du bei dir zuhause der Memorykönig, der sich ganz genau merken kann, wo zwei gleiche Karten liegen? Bist du ein Kind, das die Bücher, die es anfängt auch immer ganz zu Ende liest? Hast du Spaß an Fremdwörtern und ihrer Herkunft?
Fällt dir auf, wenn Dinge nicht oder eben gerade doch zusammengehören? Gibst du nicht auf, bevor du ein kniffliges Rätsel gelöst hast? Sind deine Legobauten immer ganz genau austariert und sitzt jeder Stein da, wo er hingehört? Magst du allgemein Spiele, bei denen es auf strategisches Denken und einen guten Überblick ankommt? Dann hast du dir, ohne es zu wissen, schon beim Spielen in deiner Kindheit ganz viele Fähigkeiten antrainiert, die dir im Lateinunterricht nützen können. Wenn dir dann noch die vier Fälle (Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ) geläufig sind und du weißt, dass beispielsweise ein Adjektiv ein Eigenschaftswort (oder Wiewort) ist, bist du für das erste Jahr Latein schon ganz gut gerüstet. Den Rest bringen dir dann deine Lehrer bei. Latein fällt den Kindern relativ leicht, die genau hinschauen, die Zusammenhänge bemerken und Spaß am Tüfteln und Konstruieren haben. Wenn du dann noch fleißig deine Vokabeln lernst und regelmäßig deine Hausaufgaben machst, sollte einer guten Note eigentlich nichts im Wege stehen.
Latein heute
Vom römischen Erbe profitieren wir noch heute. Oder kannst du dir einen Alltag ohne Straßen, Wasserleitungen, Bäder, den Kalender oder die römischen Zahlen vorstellen? Und was wäre unsere Rechtsprechung ohne den Leitsatz In dubio pro reo („Im Zweifel für den Angeklagten“)? Auch Produkte unseres täglichen Lebens wie die Nivea-Creme („schneeweiß“), das Katzenfutter
Felix („glücklich“) oder das Magnum-Eis (groß“) beweisen, dass Latein lebt. Gerade in der Werbung kannst du immer wieder auf „Schatzsuche“ gehen und ganz schnell fündig werden. Viele lateinische Sprichwörter sind uns heute noch geläufig und zieren als Tattoo den ein oder anderen Körper. Wer kennt nicht Cäsars Aussprüche Alea iacta est („Der Würfel ist gefallen.“) und Veni, vidi, vici („Ich kam, sah und siegte.“)? Mens sana in corpore sano („Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“) ist der römische Ausdruck für Work-Life-Balance und Errare humanum est („Irren ist menschlich“) tröstet uns über manchen Fehler hinweg.
Latein – ein Wort an die Eltern
Eltern müssen selbst kein Latein beherrschen, um in der Anfangsphase Ihr Kind unterstützen zu können. Mit regelmäßigem Abfragen der Volabeln ist schon eine Menge getan. Auch das Einüben der Deklinationen und Konjugationen gelingt vielen Kindern besser, wenn sie diese in den ersten Wochen und Monaten immer wieder vor häuslichem Publikum laut aufsagen. Falls sich Fragen ergeben oder Unsicherheiten auftreten, ermuntern Sie Ihr Kind, in der nächsten Unterrichtsstunde nachzufragen. Der Aufwand lohnt sich, denn Latein steht nicht nur für sich selbst, sondern verbessert auch die Deutschkenntnisse, vergrößert den Wortschatz und erhöht das Verständnis von Texten. Zudem schöpfen die Fachterminologien vieler Disziplinen wie z.B. Jura, Medizin, Pharmazie, Fremdsprachen, Politikwissenschaft aus dem Lateinischen.
Auf der Webseite des Kultusministeriums finden Sie zudem einen informativen Flyer rund um die Sprache Latein.
Euer Latein-Team vom HSG
Comments are closed here.