Theaterbesuch der 10. Klassen


Am 13. Dezember besuchten alle 10. Klassen des Hohenstaufen-Gymnasiums Eberbach eine Aufführung der tragischen Komödie „Der Besuch der alten Dame“ im Heidelberger Stadttheater, ursprünglich verfasst von Friedrich Dürrenmatt, in dieser Inszenierung jedoch ergänzt mit Texten aus „Erinnerung eines Mädchens” der aktuellen Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux. So kombiniert der Regisseur Alexander Charim in seiner Inszenierung zwei Werke, die scheinbar unterschiedlicher kaum sein könnten.

Wie auch in Dürrenmatts Klassiker kehrt die Milliadärin Claire Zachanassian in ihren verarmten Heimatort Güllen zurück, weswegen sich die Güllener ihre finanzielle Unterstützung erhoffen, die Claire Zachanassian auch in Form eines großzügigen Angebotes zusichert. Doch ihre Hilfe ist an die Bedingung geknüpft, dass jemand ihre Jugendliebe Alfred Ill tötet, weil dieser sie damals vor Gericht verraten hatte und die damals 17-Jährige mittellos aus Güllen verjagt wurde. Jetzt möchte die Milliadärin ihre Gerechtigkeit, die Gerechtigkeit, die die damals 17-jährige Klara Wäscher nie bekommen hat. An diesem Punkt kommen die Ergänzungen aus dem Werk von Annie Ernaux ins Spiel, denn die Rückkehr in ihren Heimatort bedeutet für Claire Zachanassian zugleich auch eine Konfrontation mit ihrem früheren Selbst, der mittellosen, in ihren jetzigen Augen schwachen Klara. Verkörpert wird die Claire Zachanassian deshalb auch durch eine Doppelbesetzung, einerseits von Christina Rubruck, die die „alte Dame” darstellt, andererseits von Sheila Eckhardt, die das jüngere Ich der Claire Zachanassian verkörpert.

Diese Inszenierung war unter anderem einer der vielen Gründe, warum das Meinungsbild innerhalb der gesamten Stufe so positiv ausfiel. Zwar äußerten einige Kritik an der Hinauszögerung des Endes, also der Katastrophe, die inhaltlich in der Ermordung von Alfred Ill besteht, allerdings überwogen die positiven Aspekte und Eindrücke: Neben den sehr eindrucksvoll gestalteten Rahmenbedingungen, wie beispielsweise Licht- und Toneffekte, wurde mehrfach die ausgezeichnete, authentische schauspielerische Leistung zunächst aller, besonders aber der Schauspielerinnen der Claire Zachanassian betont. Durch die Ergänzung mit Textstellen aus Annie Ernaux modernem Werk trafen zwei gegensätzliche Welten aufeinander, die aber den Kontrast zwischen der alten und jungen Claire perfekt auf sprachlicher und inhaltlicher Ebene darstellten: Modernes Deutsch traf auf das Deutsch der 50er Jahre, die junge, fantasievolle, leidenschaftliche Klara Wäscher auf die abgehärtete, vom Leben geprägte Claire Zachanassian. Eben diese Inszenierung sorgte für große Begeisterung bei allen, ebenso andere Darstellungen, beispielsweise das im Nachhinein noch lang diskutierte und interpretierte Ende: Auch wenn die Ermordung Ills durch die Güllener, die sich verhielten, als wären sie Tiere, auf den ersten Blick etwas seltsam wirkte, im Nachhinein ist es genau das, was aus ihnen geworden ist: Durch den Verlust ihrer Werte, ihrer Moral und letztendlich ihrer Humanität haben sie all das, was einen Menschen ausmacht, verloren.

Insgesamt war der Theaterbesuch für uns alle nicht nur sehr beeindruckend, sondern alles in allem ein sehr gelungener Abend, an den wir uns sicher alle noch lange gerne erinnern werden.

Bericht: Lucia Pérez Lozano (10d)

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