Wie Dichter aus ihren Wegen zu Fuß Verse schmiedeten


Am Hohenstaufen-Gymnasium stellt eine Ausstellung „Dichter als Wanderer von der Antike bis in die Moderne“ vor

Von Barbara Nolten-Casado

Die Stühle in der Aula des Hohenstaufen-Gymnasiums (HSG) sind gestellt, die Bildtafeln zum Thema „Dichter als Wanderer von der Antike bis in die Moderne“ stehen bereit zum Betrachtet werden. Laugenstangen sind geschmiert, Gläser und Getränke gerichtet… Die beiden frisch gebackenen „KulturStarter-Schülermentorinnen“ Leah Braunsberger und Rebecca Creß aus der neunten Klasse hatten dafür gesorgt, dass bei der Feierstunde zur Eröffnung der Tafel-Ausstellung am Freitagabend alles reibungslos verlief.

Vortragsredner Dr. Helmut Haselbeck. Foto: bnc

Vortragsredner Dr. Helmut
Haselbeck. Foto: bnc

In einer viertägigen Qualifizierung durch die Landesverteidigung Kulturelle Jugendbildung Baden-Württemberg hatten die beiden Schülerinnen, betreut durch HSG-Lehrer Peter Fink, grundlegende Kenntnisse über Kunst und Kultur erworben und gelernt, wie man kulturelle Projekte an der Schule plant, organisiert und durchführt. Natürlich hatten sie auch einen Referenten zur Vernissage eingeladen. Musiklehrer Hartmut Quiring hatte den Kontakt hergestellt zu Dr. Helmut Haselbeck, seines Zeichen Chemiker aus Wilhelmsfeld. Seit rund zehn Jahren widmet Haselbeck sich in unzähligen Vorträgen in der Region ganz seiner zweiten großen Leidenschaft: der deutschen Literatur. Und was wäre eine Ausstellungseröffnung ohne Musik? Mit den von Mezzo-Sopranistin Annemarie Quiring und Hartmut Quiring am Klavier vorgetragenen Kunstliedern der entsprechenden Epochen hatte sich die perfekte musikalische Ergänzung zum literarischen Vortrag gefunden.

Allein, die Werbung für das Projekt, dessen Inhalte nicht zuletzt den Deutsch-Unterricht ganzer Jahrgangsstufen prägen, war wohl nicht wirklich zu den potenziell Interessierten vorgedrungen. So kam es, dass Leah und Rebecca nur eine recht überschaubare Zuhörerschar zum lebendig und mit ansteckender Begeisterung dargebrachten Vortrag von Literaturkenner Haselbeck begrüßen konnten. Wanderungen seien in früheren Zeiten Fußreisen gewesen, die man zwangsweise unternahm, wenn kein anderes Verkehrsmittel zur Verfügung stand, begann Haselbeck seine Ausführungen. Keiner der reisenden Helden, Dichter und Denker der Antike sei zur persönlichen Erbauung gewandert. Dies lässt sich aus den Informationen auf Tafel Eins ersehen. Dies änderte sich mit Dichterfürst Goethe, der auf den Nummern Zwei und Drei ausführliche Erwähnung findet, während die übrigen der Romantik und der aus ihr hervorgehenden Wandervogel-Bewegung gewidmet sind. Erstellt wurden die Tafeln, die normalerweise im Museum von Neckargemünd zu Hause sind, von dem vor Kurzem verstorbenen Wilhelmsfelder Chemiker Dr. Walter Teltschik – wie sein Freund Haselbeck passionierter Hobby-Literat und Wanderer. Teltschik sei es auch gewesen, der der Stadt Neckarsteinach ihr Eichendorff-Museum geschenkt habe.

Leah Braunsberger und Rebecca Creß zeichneten als „Kultur- Starter-Schülermentorinnen“ für die Mitorganisation der „Dichter als Wanderer-“Ausstellung am HSG verantwortlich. Fotos: bnc

Leah Braunsberger und Rebecca Creß zeichneten als „Kultur- Starter-Schülermentorinnen“ für die Mitorganisation der „Dichter als Wanderer“-Ausstellung am HSG verantwortlich. Fotos: bnc

Goethes Wanderungen durch den Harz, sein Aufstieg auf den Brocken und die dabei entstandenen Gedichte waren ebenso Gegenstand des Vortrags wie beispielsweise seine Reisen nach Italien. Ein Zitat noch aus „Mignon“: „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen…“. Dann war es am Ehepaar Quiring, die Zuhörer mit einer Vertonung des Gedichts zu erfreuen.

Das Wandern in der Romantik mit ihrer Naturbezogenheit kam zur Sprache. Auf Säume und Novalis ging Haselbeck dabei ein, auf Clemens Brentano und Achim von Arnim als Vertreter der „Heidelberger Romantik“. Und natürlich auf Josef von Eichendorff, in dessen Tagebücher Heidelberg und das Neckartal bis hin nach Neckarsteinach mit seinen vier Burgen eine besondere Rolle spielen.

Den Dichtern folgten die „Wanderfreunde“ und ihr Kultbuch, „Der Zupfgeigenhansel“, von denen Tafel Sechs dem Betrachter kündet. Ein Liedchen daraus beschloss – zum Mitsingen für alle – die Feierstunde: „Ade zur guten Nacht…“

 

 

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