Geo-Exkursion: Bus-Produktion im Mercedes-Benz-Werk


Es ist der 17.11.2016 – ein Donnerstagmorgen, 7:45 Uhr, Bahnhof Eberbach. Anstatt zum Unterricht in die Schule zu gehen, trifft sich der 4-stündige Geo-Kurs von Frau Pfisterer an diesem betriebsamen Ort in Eberbach, um die Reise nach Mannheim-Waldhof und dort zur EvoBus GmbH anzutreten. Statt Mathe, Englisch, BK etc. stehen heute nur geographische Inhalte wie industrielle Produktionskonzepte, Standortfaktoren und Standortwahl, Globalisierung auf dem Plan. Nach den Anstrengungen des Morgens, wie Aufstehen und Duschen, ist nun erst einmal eine Frühstückspause der Schüler*innen angesagt. Doch weit gefehlt: Frau Pfisterer zückt bereits ihren ersten Fragebogen, einen sogenannten Einstiegsbogen, für die Exkursion; dem im Laufe des Tages weitere zwei folgen sollten. Darin fordert sie die Schüler*innen auf, Schätzungen über die Anzahl der produzierten Omnibusse pro Stunde und Tag im Werk und die Kosten eines fabrikneuen Busses abzugeben, die Produktionsschritte zu benennen, Aussagen über das mögliche Arbeitsklima zu treffen und vieles mehr. Uff – mit einer solchen „ABB-Maßnahme“ hatte keine/r der Schüler*innen gerechnet. Doch – Prioritäten müssen gesetzt werden und so stehen die Grundbedürfnisse an erster Stelle. Die Rangordnung ist also geklärt: erst das existenzielle Frühstück, dann der Fragebogen! Nach gut eineinhalb Stunden mit der Bahn, Straßenbahn und zu Fuß erreicht die Gruppe das riesige Werksgelände der Daimler AG. Angekommen am Tor 1 wird sie gleich Richtung Empfang weitergeschickt, wo bereits drei Herren auf sie warten. Nach der offiziellen Begrüßung informiert ein Werbefilm über das Unternehmen, dessen Produkte und Standorte und eröffnet dem 12er-Kurs im Groben, was in den kommenden Stunden auf ihn zukommt. Mit dem zweiten Fragenbogen, einem Erkundungsbogen, im Gepäck tritt die Gruppe den ca. 1 km langen Fußmarsch durch die Produktionshallen von EvoBus an. Herr Schollmaier, ein ehemaliger Mitarbeiter und Ausbilder sowie ehemaliges Betriebsratsmitglied, begleitet die Schülergruppe, informiert über die verschiedenen zu beobachtenden Produktionsprozesse und steht für Fragen bezüglich der Arbeitsprozesse, der Arbeitssicherheit, des Betriebsklimas, der Ausbildungsberufe usw. zur Verfügung. Sehr beeindruckend ist die enorme Größe der Gebäude: Eines beinhaltet das Korrosionstauchbecken, in das sich das zusammengebaute Metallgerüst eines ganzen Busses völlig eintauchen lässt. Auch die Tatsachen, dass jeder Bus ca. 30.000 Einzelteile enthält und je nach Nachfrage fünf bis 20 Busse pro Tag produziert werden können – man beachte, dass die Produktion fast ausschließlich manuell geschieht, ist verblüffend. Immer wieder spannend sind auch die individuellen Wünsche der Käufer und somit die Ausstattung der Busse, die z.T. typisch für bestimmte Länder ist (wie Farbe und Muster von Sitzbezügen, Lackierung der Busse). Fachbegriffe wie Synergieeffekte, Teamarbeit, flache Hierarchien, Automatisierung, global sourcing etc. fliegen den Lernenden nur so um die Ohren. Nach gut dreieinhalb Stunden, einem ausgefüllten Erkundungsbogen, Kreuzschmerzen und/oder platten Füßen steht die Gruppe in einer riesigen Halle mit in verschiedenen Farben blitzenden, nagelneuen Omnibussen verschiedenen Typs für verschiedene Länder. In einer Ecke befindet sich ein Nachbau des ersten Automobils von Carl Benz: Der Fototermin ist gesichert.
Herr Schollmaier, angetan von der Disziplin und dem Benehmen der Eberbacher Schüler*innen, wirbt während und am Ende der Werkserkundung für sein (früheres) Unternehmen: EvoBus bietet nämlich Ausbildungsplätze in verschiedenen Berufszweigen an und möchte natürlich gut ausgebildete, leistungsbereite und aufmerksame Auszubildende einstellen. Er verabschiedet die Gruppe herzlich, die sich mittels des ÖPNV auf den Heimweg macht. Natürlich kommt keine Langeweile auf. Anhand eines Ausstiegsbogens will Frau Pfisterer der Exkursion nachspüren. Neben fachlichen Fragen wird auch die Erkundung des Unternehmens bewertet. Und – wie immer – kann nach einem Tag an einem außerschulischen Lernort wie EvoBus Mannheim, bei dem die jungen Menschen einen Ausflug in die reale Arbeitswelt vornehmen, gesagt werden, dass durch die Verknüpfung von Theorie und Praxis ein enormer Lerneffekt entsteht und der Behaltenswert bedeutend gestärkt wird.
(Susanne Pfisterer)

Foto: Schollmaier

Foto: Schollmaier

Fotos: Pfisterer (nur SuS), Schollmaier (SuS und Pf)

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