Reiseblog Eberbach-Ephrata


Ephrata Highschool im Vergleich zum HSG

Am Montag, den 16.10.2023 haben wir, die Austauschschüler des HSG, zum ersten Mal die Ephrata Highschool im Ephrata Area School District (EASD) besucht. Es war für die meisten von uns eine beeindruckende Erfahrung, zum ersten Mal eine amerikanische Schule zu besuchen und am Schulleben der Schüler teilnehmen zu dürfen.

Schnell ist uns aufgefallen, dass hier doch einiges etwas anders ist als bei uns in Deutschland. Beispielsweise ist das Schulgebäude im Vergleich zu unserem viel größer (man braucht ca. 5 Minuten von einem Ende zum anderen), es gibt überall Schließfächer auf den Fluren und die Klassenzimmer werden von den Lehrern passend zum Fach dekoriert. Außerdem sieht man in allen Ecken eine amerikanische Flagge. Im Unterricht nutzen die Schüler hier Laptops statt wie wir Tablets und auch insgesamt wird dort mehr digital gearbeitet als bei uns. Uns fällt zudem auf, dass die Schule schon sehr den Highschools aus den amerikanischen Filmen ähnelt (z.B. die langen Gänge oder die interessanten Klassenzimmer). Die Schule hier in Amerika beginnt jeden Tag um 8 Uhr und endet um 15 Uhr. Sie haben dafür aber selten länger Unterricht.

An der Ephrata Highschool haben die Schüler jeden Tag dieselben Fächer und wechseln dabei nach jeder Stunde den Raum, im Gegensatz zum HSG, wo jede Klasse ihr eigenes Klassenzimmer hat. Auch die Regel, dass die Schüler während des Unterrichts oder in den Pausen nicht auf dem Flur verweilen sollen und man einen „Hall Pass“ (zu Deutsch: Flurpass) benötigt, wenn man auf die Toilette oder zu seinem Schließfach möchte, war für uns Neuland. Anders ist auch, dass die Stunden hier etwas länger sind und die Mittagspause früher und kürzer ist als bei uns. Außerdem gibt es nach der 6. Stunde noch eine 30-minütige lange „ACT“-Zeit, in der die Schülerinnen und Schüler noch weitere Aufgaben bearbeiten, die sie noch erledigen müssen.

Auch fachlich hat die EHS anderes zu bieten als das HSG. Zum Beispiel gibt es hier mehr und auch spezifischere Fächer wie Persönliche Finanzen, Statistiken, Orchester, Computer Wissenschaft oder „Agricultural Mechanics“ auch weitaus mehr Arbeitsgemeinschaften bzw. Clubs wie Mounts Tech Support (hier werden Laptops und andere Geräte von Schülern repariert), Robotik (Bau von Robotern für einen Wettbewerb), E-Sports (Videospieltraining) oder Schulorchester.

Neben einer eigenen Schulzeitung verfügt die Schule auch über eine eigene, morgendliche Nachrichtensendung namens „Ephrata AM“, in der eine Gruppe von Schülern jeden Morgen die Schulnachrichten und andere aktuelle Themen wie Sport oder das Schulessen auf lustige und unterhaltsame Weise präsentiert. Diese Sendungen werden im Nachrichtenraum der Schule mit professioneller Ausrüstung gefilmt und live auf YouTube und der EHS-Webseite ausgestrahlt. Alle Schüler sehen sich die Sendung dann um 8.10 Uhr in ihren Klassenzimmern an und singen alle zusammen die Nationalhymne mit, was dann in der ganzen Schule zu hören ist. Schaut gerne auch mal bei „Ephrata AM“ auf YouTube vorbei.

Neben anderen Sprachen wie Spanisch kann man an der EHS auch Deutsch als AP (vgl. mit Leistungsfach) wählen, wo die Schüler auch am Austausch nach Eberbach teilnehmen können. Für uns war es eine interessante Erfahrung zu sehen, wie der amerikanische Deutschunterricht aussieht und welche Aufgaben den Schülern dort gestellt werden, auch wenn sie für uns natürlich sehr einfach waren. Auch stellten wir fest, dass die Unterrichtsmethoden denen, die wir im English Unterricht machen, sehr ähnlich sind. Des Weiteren haben alle Schüler des Austausches eine Präsentation zu einem bestimmten Thema (z.B. Fußball, Politik, Feste oder Essen in Deutschland) in allen Deutschklassen gehalten.

Ein Blick auf das große Football Field zeigt, dass auch Sport hier ein größeres Thema ist als bei uns in Deutschland. Zum einen gibt es an der Schule viele Sportarten wie Dodgeball, Basketball oder American Football (Football ist nicht Fußball, sondern etwas wie Rugby), die auch im Schulleben eine große Rolle spielen. Neben der Sporthalle verfügt die Schule auch über ein Wellness Center wo die Schüler aber statt einem Whirlpool einige Sportgeräte vorfinden.

Jeden zweiten Freitag findet auf dem Ephrata War Memorial Field neben der Schule ein American Football Spiel statt, wo sich das Stadion auch gut füllt. Die Schulmannschaft spielt gegen eine Gastmannschaft und wird vom Schulorchester mit Musik und Feuerwerk unterstützt. Dabei treten die Orchester der beiden Schulen in einer Art „musikalischem Wettstreit“ gegeneinander an. Auch um Musik geht es beim Band „EHSMU Showcase (Ephrata Highschool Marching Unit)“, wo unterschiedliche Schulen aus Nachbarstädten beeindruckenden Shows aus Musik und Choreografie vorstellen.

Nach der 4. Stunde macht man sich so schnell wie möglich auf den Weg in die große Pausenhalle, um die 25 Minuten der Pause nicht nur mit Warten auf das Schulessen zu verbringen. Das Schulessen (das die Austauschschüler übrigens umsonst bekommen haben) besteht meistens aus Pizza, frittiertem Teig/Käse, Kakao, Saft und Karotten, Apfelmus oder einem Salat. Leider finden die meisten Schüler und Lehrer das Essen nicht besonders gut. Viele bringen deshalb einfach ihr eigenes Essen mit oder kaufen sich etwas in der Cafeteria. Und man hat, statt wie am HSG, auch nicht besonders viel Pausenzeit, was ich persönlich nicht so toll fand.

In den Freistunden haben die Schüler die Möglichkeit, ihre Zeit in den Sitzbereichen oder im Media Center zu verbringen, welches neben der Bücherei auch Spiele und einen Lernbereich enthält. Die Schüler nutzen diese Zeit, um ihre Aufgaben fertigzustellen oder sich auf ihr College vorzubereiten. Dabei haben die Seniors (vergleichbar mit der Oberstufe) oft die meisten Freistunden und können diese auch in anderen Klassenzimmern nutzen.

Wenn nach der „ACT“ Zeit die Schule um ist, herrscht am Ausgang und an der Bushaltestelle ein großes Gedränge. Beeindruckend für uns deutsche Schüler waren neben dem Aussehen auch die immense Anzahl an Schulbussen, die an der Schule halten. Es war schwer sie zu zählen, aber es waren definitiv mehr als 20, da die meisten Schüler nicht in der Nähe der Schule wohnen. Da wird es manchmal schwer, seinen eigenen Bus zu finden. Auch am großen Parkplatz ist Geduld gefragt, da sowohl die vielen Lehrer als auch fast alle über 16-jährigen Schüler mit dem Auto um dieselbe Uhrzeit die Schule verlassen.

Die zwei Wochen an der EHS waren für uns eine unvergessliche Zeit, in der wir uns einen guten Eindruck von dem Schulleben in Amerika machen konnten. Es gibt einiges, was an der EHS anders oder besser ist als am HSG, aber natürlich auch umgekehrt (vor allem beim Schulessen).

Daniel Seidman

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